Marek Böckmann: „Ich lebe meinen Traum“

Diese Worte stammen von Marek Böckmann, 21 Jahre jung, aus Lautersheim bei Worms. In der VLN startete der Absolvent der Deutsche Post Speed Academy im Porsche 911 GT3 Cup des Team75 Motorsport von Le Mans Sieger Timo Bernhard.

„Mein Vater war schon immer ein großer Porsche-Fan“, sagt Böckmann. „Ich glaube, das hat auf mich abgefärbt.“ Mit einem Elfer auf der Mutter aller Rennstrecken an den Start zu gehen, war für ihn das höchste der Gefühle. Beim letzten Rennen der Saison 2017 steht nun eine große Herausforderung an: Böckmann bestreitet den 42. DMV Münsterlandpokal zusammen mit Tim Scheerbarth, Alexander Mies und Steve Jans im GetSpeed-Porsche. „Von den Jungs habe ich 2017 unheimlich viel gelernt“, gesteht Böckmann. „Sie waren meine Konkurrenten und ich bin unzählige Runden hinter ihnen hergefahren. Da habe ich mir viel abschauen können.“

Böckmann ging in jungen Jahren den klassischen Weg in den Motorsport. 2007 feierte er im Kartsport seinen ersten Titel als Sieger der DMV-Bundesmeisterschaft. 2008 gewann er die DAKM, 2010 den DMV Kart-Goldpokal.

2013 wechselte er in den Formelsport. In der „V de V“  wurde er Vizemeister, 2014 folgte das erste Jahr in der Formel Renault 2.0 Alps. Ein großer Schritt war 2015 die Berufung in den Förderkader der Deutsche Post Speed Academy und der Teilnahme an der ADAC Formel-4-Meisterschaft. Ein Jahr später folgte dann der Wechsel in den Porsche Carrera Cup. Mit dem Team KÜS Team75 Bernhard stand nach seinem ersten Jahr „mit Dach“ der respektable neunte Rang in der Fahrerwertung zu Buche. „Der Wechsel in den Carrera Cup war für mich ein wichtiger Schritt“, sagt Böckmann. „Wenn man den Formel-Weg einschlägt, muss das Ziel Formel 1 lauten. Es gibt weltweit so viele Fahrer, die genau da hinwollen und am Ende gibt es nur 20 Fahrerplätze. Zudem geht es selbst hier ja nicht immer nur um Talent.“ Im GT-Bereich traf Böckmann viele alte Weggefährten wieder, gegen die er schon im Kart gefahren ist. „GT3 beispielsweise ist weltweit eine Riesenplattform, es gibt unzählige Serien, Teams und Fahrzeuge – hier ist meine Chance, irgendwann Werksfahrer zu werden, deutlich größer. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass die Formel 1 mich nicht reizen würde. Das ist einfach die Königsklasse, auch und vor allem von der Leistung her. Aber realistisch betrachtet, werde ich da nicht unterkommen. Daher konzentriere ich mich voll und ganz auf den Sportwagensektor.“

Hier kommt trotz seiner jungen Jahre die alte Liebe Porsche wieder ins Spiel. „Der Cup-Elfer ist ein sehr beeindruckender Rennwagen und dank des Heckmotors gar nicht so einfach zu fahren“, sagt Böckmann. „Das hat mir von Beginn an sehr viel Spaß gemacht und ich kam gut damit zurecht. Irgendwann Porsche-Werksfahrer zu sein, das wäre das Größte.“

Nach dem Debütjahr im Carrera-Cup, stieg Böckmann 2017 in die Langstreckenmeisterschaft ein. Dabei stand für ihn im Vordergrund, auch in den Bereich der Langstreckenrennen einmal hinein zu schnuppern. „Das war schon eine vollkommen neue Welt und eine großartige Erfahrung“, sagt er. „Bislang bin nur Sprintrennen auf Grand-Prix-Kursen gefahren, Rennen über maximal 30 Minuten. In diesem Jahr habe ich Stints von zweieinhalb Stunden absolviert. Das war eine große Herausforderung.“

Vor der Kür stand auch für Nachwuchsfahrer Böckmann bei seiner Nordschleifen-Premiere die Pflicht. Die DPN musste her. Böckmann fuhr zwei Rennen im Porsche Cayman des ProSport Teams in der Klasse V5, ehe er dann endlich im 911 die „Grüne Hölle“ in Angriff nehmen durfte. „Das war ein großer Schritt“, erinnert er sich. „Plötzlich gab es Kurven, die man im Cayman gar nicht wahrgenommen hat und Sprungkuppen, wo das Fahrzeug abhebt – einfach grandios. Zudem hat der Cup-Porsche im Vergleich zum seriennahen Cayman eine ganz andere Aerodynamik, so dass man auch viel höhere Kurvengeschwindigkeiten fahren kann.“

Die Bilanz nach sechs Rennen kann sich sehen lassen: Ein Klassensieg, zwei zweite Plätze, einen dritten Rang – aber leider auch zwei Ausfälle. „Ich habe eine Menge gelernt, so lautet mein Fazit“, sagt Böckmann.

Mit der Erfahrung im Rücken wagt Böckmann auch einen Vergleich zu den früheren Stationen seiner noch jungen Karriere. „Im Formelsport fährt man auf sehr kurzen Strecken absolute Sprintrennen – man muss sehr sauber fahren, darf keine Curbs mitnehmen und wenn man sich berührt fliegen gleich Teile weg. Das ist zur Ausbildung megagut, aber ein Porsche auf der Nordschleife ist schon etwas ganz anderes. Man fährt über Kuppen, nimmt einige Curbs mit – da ist einfach viel mehr Action im Auto und man hat viel mehr zu tun.“

Für sein Debüt bei GetSpeed hat sich Böckmann eine Menge vorgenommen. Die Tatsache, dass er dort gleich auf zwei VLN-Champions, Tim Scheerbarth und Alexander Mies, und den bekannt schnellen Steve Jans trifft, sieht er als Herausforderung. Aber er begegnet ihr auch mit einer gesunden Portion Respekt. „Die haben alle schon so viele VLN-Rennen hinter sich und sind sauschnell. Ich bin sehr gespannt, wie ich im Vergleich zu denen abschneide“, sagt er. „Ich freue mich drauf. Das ist sicher sehr gut für meine weitere Entwicklung.“